Mitgliederversammlung am 06. Juli

Auf die Struktur kommt es nicht an, das Ergebnis entscheidet – ein Ergebnis unserer spannenden Debatte zur Sinnhaftigkeit einer „Einheitsschule“. Auf unserer Mitgliederversammlung im Rathaus Spandau debattierten wir zunächst nach feinster englischer Art und danach offen, welche Elemente bei einer Schulreform angegangen werden müssen. Dabei zog sich ein Thema durch alle Wortbeiträge: Schüler müssen individuell gefordert werden, der Lehrplan als Maß aller Dinge ist überholt. Damit sprachen wir uns für einen Schwenk vom Input-orientierten zum Output-orientierten Lehren und Lernen aus.

Die anfängliche Debatte startete mit der These: „Die Einheitsschule verbessert die Bildungschancen aller Schüler.“

Die „pro“-Fraktion entwickelte diese These zu einem Modell, wonach jeder Schüler eine gewisse Anzahl von Leistungscredits erwerben müsse, um einen bestimmten Schulabschluss zu erhalten. Dadurch würde der starre Klassenverbund aufgebrochen werden: Eine Mathematik-Begeisterte könnte mit gleichgesinnten schon in der achten Klasse Integralrechnung üben, ein gleichaltriges Sprachgenie die dritte Fremdsprache dazuwählen. Rechenschwache Schüler hätten in Aufbaukursen die Möglichkeit, ganz individuell an ihren Schwächen zu arbeiten.

Die „contra“-Seite vertrat die Auffassung, dass ein dreigliedriges System nach wie vor seine Berechtigung habe, aber flexibler und durchlässiger zu gestalten sei. Die Hauptschule müsse weg vom geistigen Abstellgleis, gleichzeitig dürften den Gymnasien nicht immer mehr Mittel entzogen werden. Vielmehr sollte den Schulen ein Budget bereitgestellt werden, mit dem sie sich nach eigenen Vorstellungen entwickeln könnten. Eine Schule könnte sich der Profilbildung verschreiben, eine andere das gemeinsame Lernen auch nach der Grundschule  für sich entdecken. Durch eine Entscheidung vor Ort könnte den lokalen Erfordernissen stärker entsprochen werden, als es bisher der Fall ist.

In der anschließenden offenen Diskussion merkten wir schnell, dass „Bildung“ umfassend zu denken ist. Bereits die frühkindliche Bildung muss einen hohen Stellenwert genießen. Wenn erst mit der Einschulung begonnen wird, auf Deutschkenntnisse zu achten, ist es vielfach schon zu spät, der Lebensweg zu Teilen vorprogrammiert. Im Kontext all dieser Überlegungen sollte auch die Frage der Erzieher- und Lehrerausbildung gestellt werden. Sollten Erzieher studieren? Sollten Englisch-Lehrer wirklich mit angehenden Anglistik-Forschern zusammen ausgebildet werden? Was hilft der späteren Lehrkraft wirklich, um den Unterricht noch besser zu gestalten, die Kinder die Lust an der Lern-Last noch besser zu vermitteln – und dabei dem eigenen Burn-out entgegenzuwirken?

Die über zweistündige, auch hitzig geführte, Diskussion hat gezeigt: So vielschichtig wie der Bildungs-Begriff, so vielfältig die Ansatzpunkte, die zu einer besseren Förderung aller Schüler beitragen. Mit der platten Forderung nach einer „Einheitsschule“ jedenfalls ist niemandem geholfen.

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