Die Jungen Liberalen Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau nehmen den aktuellen Einbruch beim Bürgeramt in der Heerstraße zum Anlass, um auf das Problem der abnehmenden Bürgerfreundlichkeit der Bezirksverwaltung aufmerksam zu machen. „Da wollte wohl jemand keine 6 Wochen auf einen Termin warten“, scherzt der Vorsitzende Felix Recke. Ernst meint der Jura-Student es natürlich nicht. Denn die Jungen Liberalen (JuLis) verurteilen den kriminellen Akt.
Deutlich ernster ist es dem 22-Jährigen aber mit der Art und Weise, wie der Bezirk seit dem 1. August mit seinen Bürgern umspringt. An diesem Tag wurden die Bürgerämter in Charlottenburg-Wilmersdorf komplett auf Terminvergabe umgestellt. Die Folge: Wer ohne Termin in einer wichtigen Angelegenheit bei einem der Ämter vorstellig wird, wird nicht bedient. Denn die sogenannten Spontankunden sind fortan unerwünscht.
„Dabei hat das Bezirksamt die kostspielige Standort-Entscheidung für das Bürgeramt in den Wilmersdorfer Arcaden damals noch damit begründet, dass eben diese Spontankunden dort Wartezeiten bequem mit Shopping oder den anderen Annehmlichkeiten eines Einkaufszentrums überbrücken könnten. Die wartenden Spontankunden gibt es nun aber gar nicht mehr“, veranschaulicht Recke die widersprüchliche Logik im Vorgehen der Bezirksverwaltung.
Dass nach Angaben der zuständigen Stadträtin Dagmar König (CDU) vor der Umstellung im August noch knapp 80 Prozent der Bürger ohne Termin ein Bürgeramt aufsuchten, zeige die Notwendigkeit einer Wiedereinführung des Spontankundenservices. „Wenn die Verwaltung aber weiterhin ihren Service zulasten der Bürger abbaut, muss wohl schon bald jeder, der nicht auf einen Termin am Sankt-Nimmerleinstag warten kann, in die Ämter einbrechen, um von seinem Recht, bedient zu werden, Gebrauch zu machen“, so Recke sarkastisch.